Udos Sci-Fi Blog

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Immer wieder stelle ich fest, dass Leser meiner Geschichten und Erzählungen von der mitunter recht lockeren Sprache meines Schreibstils irritiert sind. Vor allem bei den flapsigen Dialogen.

Das irritiert meinerseits mich wiederum sehr, weil ich das nicht erwartet hatte.

Da es nun aber eben eine Tatsache ist, an der man nicht einfach so vorbeikann, habe ich mich mit diesem Thema etwas tiefergehend beschäftigt. Und möglicherweise habe ich ja den Grund für die multiple Irritation entdeckt. Vielleicht tut man mir ja den Gefallen, mir mitzuteilen, ob ich mit meinen Schlüssen und Vermutungen richtig liege oder nicht.

Vorbilder, die flapsig schreiben

Fakt ist nämlich, dass die beiden hochgeschätzten Kollegen Robert Sheckley und Douglas Adams mich – im einen Fall – durchaus erreichen (Sheckley), bzw.– im anderen Fall – sogar deutlich in den Schatten stellen (Adams). Und dennoch haben beide ihre Leserschaft gefunden. Adams sogar eher noch mehr als Sheckley …

Sollte man da nicht erwarten können, dass der Leser zwischenzeitlich gelernt haben sollte, dass SF sprachlich eben nicht automatisch sachlich karg oder opulent und überhöht daherkommen muss? Sollte man nicht gelernt haben, dass man auch bei SF nicht zum Schmunzeln oder Lachen in den Keller gehen muss?

Mal abgesehen davon, dass es „den Leser“ ja gar nicht gibt, sondern jeder Leser ein Individuum mit eigenen Vorlieben und Abneigungen darstellt, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass Robert Sheckley seine Gemeinde auch nicht von jetzt auf gleich gefunden hat, sondern sie sich im Laufe seines langen Schaffens erobert hat.

Bei Douglas Adams weiß ich, dass ihm Verlage auch mehr als skeptisch gegenüberstanden. Als er dann allerdings veröffentlicht wurde, fand sich seine Anhängerschaft sehr rasch – und auf breiter Front. Der Grund dafür ist schnell ausgemacht: Bei ihm stimmte einfach das Gesamtpaket. Denn wenn du ein Buch mit dem Titel „Per Anhalter durch die Galaxis“ schreibst, erwartet eigentlich niemand, dass dieses Thema ernsthaft/sachlich oder schwülstig/opulent angegangen wird.

Jetzt sehe ich mich ja in keiner Weise in der Tradition eines Douglas Adams. Sowohl was die Thematik, als auch was die Sprache betrifft. Und erstrecht hinsichtlich der Protagonisten und der restlichen Charaktere. Die sind bei mir deutlich weniger comichaft abgelegt, sondern orientieren sich schon sehr an realen Personen. Und das mag dann auch das Problem sein.

In einer Rezension meines KAMPFENGEL warf man mir unlängst vor, ich würde meine Figuren nicht ernst nehmen, sondern mich über sie lustig machen. Das hat mich tief getroffen. Weil ich ja – im Gegenteil – meine Charaktere durch die Bank geradezu abgöttisch liebe – und vor allem schätze und respektiere. Schon deshalb, weil ich ja – bedingt durch meinen schon mehrfach erwähnten und besprochenen Schreibstil des DIRECT STORYTELLINGS – darauf angewiesen bin, dass die Figuren Substanz und Potenzial haben. Denn genau daraus entstehen ja die Situationen der Handlung.

Bild – Wie flapsig darf SF eigentlich daherkommen | Udo Kübler | Sci-Author

Auch Figuren mit Substanz reden flapsig

Das Problem scheint mir dabei allerdings zu sein, dass sie in aller Regel reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Und da es sich eher selten um Wesen „in Amt und Würden“, sondern um Leute „wie du und ich“ handelt, befleißigen sie sich oft einer eher leichten Ausdrucksweise und gerne auch mal flapsigen Sprache.

Dass das nicht alle Charaktere betrifft, wird dabei gerne übersehen. So ist die Sprache des Großen Rats Lamar zwar nicht überhöht, aber eben auch nicht flapsig. Und Gleiches gilt auch für den Flentorier Fenta Fanta – dessen Rasse offensichtlich sogar das Humor-Gen fehlt. Was allerdings zu keiner Zeit als Manko in Erscheinung tritt.

Ich denke, es wird mir nichts übrigbleiben als einfach meinen Stil treu weiterzuschreiben. Und darauf zu hoffen, dass man sich als Leser auf Dauer auch der Erfahrung öffnet, dass Humor einerseits durchaus auch etwas subtiler sein kann. Und dass vor allem Humor nicht in Widerspruch zu Ernsthaftigkeit und Seriosität steht.

Oder anders ausgedrückt: meine Leser und ich werden wohl noch etwas Geduld miteinander haben müssen …

Herzlichst Ihr
Udo Kübler

Kommentare

    • Elsa Rieger

    • 3 years ago

    Ich finde es herrlich, wenn flapsig gesprochen wird, denn auch im SF soll es menschlich zugehen. Ich hasse gestelzte Dialoge.
    In diesem Sinne, weiter so bitte!

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