Neulich auf dem Atalaya …

»Wohlan, Erdling, du darfst mich anbeten.«

Begegnungen auf dem Atalaya | Kurzgeschichte | Jonathan Simpson | Udo Kübler

Warum passieren die wirklich
fetzigen Sachen immer nur auf Bergen?

Vielleicht weil da oben einfach deutlich weniger Publikumsverkehr ist, als in überfüllten Fußgängerzonen? Wobei ja auch noch die Frage zu klären wäre, was man denn unter ›fetzigen Sachen‹ eigentlich zu verstehen hat.
Im vorliegenden Fall handelt es sich zumindest um ein transzendentales Ereignis. Was eigentlich ausreichend fetzig sein müsste. Oder gehören Sie zu den Leuten, für die Begegnungen mit Göttern auf der Durchreise zum Alltag gehören? Sehen Sie …
Jonathan Simpson allerdings gehört nicht zu der Sorte Mensch, denen man irgendwas erzählt und dann glauben die das alles. Wer ihn kennt, weiß auch um diesen leisen Hang zur Renitenz …

Und schließlich hat man ja vor mehr als zweitausend Jahren einen sogar ans Kreuz genagelt, weil man sich partout nicht vorstellen wollte, dass der nicht einfach nur ne Lachnummer sein sollte …

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»Findest du es unpassend, mir ausgerechnet hier oben zu begegnen, Menschlein?«
»Ich finde es unpassend, dir überhaupt zu begegnen«, sagte Jonathan die reine Wahrheit. Denn ihm wäre es längst lieber gewesen, er hätte hier mal kurz einen Blick auf die erhabene Aussicht geworfen und wäre schon wieder auf dem Abstieg.

1 Alien und 10 Gebote

»Aber finden solche transzendentalen Begegnungen nicht immer auf den Gipfeln von Bergen statt?«, fragte das Alien lauernd.
»Was weiß ich? Ich hatte bisher ja noch nie eine solche Begegnung.«
»Du kennst aber Geschichten, von solchen Begegnungen, stimmst?«
Jonathan zuckte heftig mit den Schultern. »Nicht, dass ich wüsste …«
»Aber natürlich kennst du solche Geschichten, Mann!«, fuhr ihn das Alien an. Und als Jonathan daraufhin lediglich noch einmal ratlos mit den Schultern zuckte, fuhr es ihn heftig an: »Und was ist mit den zehn Geboten?«

»Mit den zehn Geboten? Was …, was weißt du denn von den zehn Geboten?« Nun war Jonathan aber doch ganz heftig überrascht. Was konnte denn so ein kugeliges Irgendwas, von woher auch immer, über die zehn Gebote wissen? Konnte man so etwas mittlerweile schon in intergalaktischen Enzyklopädien nachlesen, oder was?

Das Alien blieb für einen Moment stehen und klopfte sich den Staub vom Körper, bevor es erneut zu tänzeln begann. »Hör mal, du musst mich aber für ganz schön bekloppt halten, was?«, fragte es dann in jovialem Tonfall. »Meinst du, ich kenne den Kollegen Tschchechowachah nicht?« Für einen Moment sah er Jonathan fragend an, der ganz offensichtlich mit diesem Namen sehr wenig anzufangen wusste. »Oder wie hat er sich denn hier wieder genannt? Ach so, ja, hier nannte er sich glaube ich, Jehova oder so? Stimmst?«

Jonathan schaute das Ding nur sprachlos an. »Keine Ahnung. Manche nennen ihn einfach Gott. Manche … nennen ihn Allah, glaube ich. Die Christen sagen, er wäre sein Sohn … Quatsch! Sie beten zu seinem Sohn Jesus Christus. Und … Ja, stimmt. Ich glaube, die Juden nennen ihn Jehova. Manchmal wenigstens, oder so …«

»Ja, ja, das ist er. Das ist er«, sagte das Alien zufrieden. »Jev’ macht es gerne etwas komplizierter. Hat ein Faible für kreative Auslegungen – sagt er wenigstens. Noch ein größeres Faible hat er allerdings für ausgedehnte Urlaube, wie allgemein bekannt ist.«
»Kennst du ihn etwa?« Jetzt war Jonathan doch einigermaßen überrascht. Das hätte er einfach nicht erwartet.

»Klar, kenne ich ihn«, entgegnete das Alien gönnerhaft. »Ich meine, okay, er ist jetzt nicht einer von den ganz Großen unserer Zunft, die jeder kennt. Aber ich denke, die meisten Kollegen haben schon mal von ihm gehört.« Es betrachtete interessiert eine der Klauen der rechten Hand. »Vor allem, wegen dieser Jesus-Geschichte. Das hat ihm doch ziemlich Gegenwind bei einigen Kollegen eingebracht.« …

Was dich erwartet ...

Nichts kann überraschender sein, als der nächste Augenblick

Ein kurzer Blick
hinter die Kulissen

Es gibt Tage, da steigst du auf einen Berg und bist einfach nur begeistert von der Aussicht. Und es gibt Tage, da steigst du auf einen Berg und bist einfach nur entgeistert was da oben abgeht …

Handlung
30%
Humor
90%
Hintersinn
90%
Philosopie
20%

Der Gedanke hinter
Begegnung auf dem Atalaya

Udo Kübler | Featured Image | Startseite | Sci-Fi Autor und Storyteller Udo Kübler

Wie absonderlich können Begegnungen eigentlich sein …

Gibt es dafür überhaupt eine Grenze? Ich finde, nein. Deshalb dachte ich, es müsste doch mal ganz lustig sein, wenn man da verschwitzt und ziemlich fertig auf dem Gipfel ankommt – und dann ist da plötzlich dieses komische Ding und erlaubt einem, es anzubeten.
Ich meine, klar, wenn das jetzt so eine überirdisch schöne Erscheinung wäre … Aber was machst du, wenn das eher ein unterirdisch hässliches Ding ist?
Wobei man eben gerne übersieht, dass das mit den Äußerlichkeiten in aller Regel überbewertet wird.

Signatur | Jonathan Simpson | Udo Kübler

Udo Kübler – Sci-Fi Autor & Storyteller