Optisch waren die Aliens nicht so der Bringer

» Und eindeutig und unverkennbar rochen sie nach nassem Hund. «

Karaoke in Pro. Pollenca | Kurzgeschichte | Jonathan Simpson | Udo Kübler

Für Pto. Pollença begann nun eine sehr seltsame Zeit …

Als am hellen Tag dieses Raumschiff in der kleinen Ebene zwischen Pto. Pollença und der Tramuntana landet, wenden sich die Behörden hilfesuchend an Jonathan Simpson, vom „Amt für Extraterrestrische Angelegenheiten“ in Alcúdia.
Der stellt sehr schnell fest, dass die Aliens recht umgängliche Kerle sind und sich gerne unter die Menschen mischen. Sie sitzen gern in Strandcafés, trinken mit Vorliebe Coca Cola und verschlingen Unmengen von Speiseeis mit Schlagsahne.
Und sie geben gerne Interviews – bei denen sie aber nie über sich selbst sprechen …

Stattdessen sprechen sie gern übers Angeln, den Frisör oben am Marktplatz oder das TV-Programm ganz allgemein.
Am meisten aber lieben sie Karaoke …

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In der Tat standen die Dinge momentan in Pto. Pollença nicht gerade zum Besten. Seit nunmehr knapp zwei Wochen stand da dieses Raumschiff der »Ptocks«, das an einem schönen Donnerstag, so gegen zwanzig nach elf ‒ direkt aus dem All kommend ‒ in den Luftraum über Mallorca eindrang und etwa fünfundvierzig Minuten später auf der freien Fläche zwischen Stadtrand und Tramuntana landete.

Die erste Begegnung

Sicher fragen Sie sich jetzt, warum die terrestrische Raumflotte dies nicht verhinderte. Oder nicht wenigstens eine beherzte Fliegerstaffel oder die Armee versuchte, sie daran zu hindern. Die Antwort darauf ist: Eine Raumflotte gab es damals nicht. Und die beherzte Fliegerstaffel, die aus fünf Maschinen der spanischen Luftwaffe bestand, tat wirklich ihr Bestes. Sie setzte sich vor, hinter, seitwärts, über und unter das Raumschiff und funkte es über die achtunddreißig geläufigsten Frequenzen mit der Botschaft an, man möge sich identifizieren, den Grund des Hierseins nennen und weitere Instruktionen abwarten. Das alles geschah noch weit draußen, über offenem Meer, in einer Höhe von etwa fünfzehn Kilometern. Und zwar mit dem Ergebnis, dass sich das Raumschiff um das ganze Theater nicht die Bohne kümmerte. Woraufhin es der Befehlshaber der Staffel für seine Pflicht hielt, diese mit der Zerstörung des Objekts zu beauftragen.

Also löste die Staffel die Formation auf, sammelte sich hinter dem Raumschiff und schoss zur Probe erst einmal eine einzelne Rakete ab. Die aber verließ noch vor der Hälfte der Strecke einfach der Antrieb. Worauf sie recht unspektakulär ins Meer stürzte. Und so erging es auch den restlichen Raketen der Kampfflugzeuge ‒ und letztlich sogar jenen selbst. Wobei sich die Piloten sämtlich mit dem Schleudersitz retten konnten.
Kaum hatte allerdings das Raumschiff zwischen dem Stadtrand Pto. Polleças und den Ausläufern der Tramuntana aufgesetzt, rückte auch schon die »Guardia Civil« an und umstellte es mit schwerem Gerät. Das schwere Gerät löste sich innerhalb von zwanzig Minuten einfach in Luft auf. Und mit ihm auch vier Männer, die sich in den Fahrzeugen aufgehalten hatten.

Was für ein Anblick

Keine halbe Stunde später öffnete sich eine Luke an der Seite des Raumfahrzeugs und eine vierköpfige Abordnung der Besatzung hüpfte heraus. Zur Verwunderung der militärischen und zivilen Beobachter des Geschehens trugen die Aliens offenbar keinerlei Raumkleidung. Noch nicht einmal normale Kleidung trugen sie. Auch keine Unterwäsche. Alles, was sie trugen, war ein ziemlich struppiges Fell, das den gesamten Körper und sogar den Kopf bedeckte. Sie waren etwa eins zwanzig groß ‒ meist sogar etwas kleiner ‒ hatten hässliche, ziemlich eckige Köpfe, ohne erkennbare Nase, einen schief grinsenden Mund, der oft auch einfach an ein Loch erinnerte und farblose, triefende Augen. Zwei vierfingrige Hände an kurzen Armen ragten aus schmächtigen Schultern, und zwei kurze Beine am Ende eines viel zu langen Rumpfes mündeten in ebenfalls vierzehige Füße. Irgendjemand behauptete spontan, diese Wesen erinnerten ihn an Fischotter, die man mit Missgeburten von Höllenhunden gekreuzt hatte.

Waren sie aus der Ferne schon nicht besonders attraktiv, so stürzte die Sympathiekurve erheblich nach unten, je näher man ihnen kam. Denn sie hatten einen furchtbaren Mundgeruch. Und eindeutig und unverkennbar rochen sie nach nassem Hund.

Was dich erwartet ...

Eine Begegnung mit Aliens, wie du sie dir garantiert nicht vorgestellt hattest

Ein kurzer Blick
hinter die Kulissen

Wer geglaubt hatte, das mit der Planstelle eines Beauftragten für extraterrestrische Angelegenheiten, in Alcúdia, sei eine Spinnerei und reine Geldverschwendung, muss sich eines Besseren belehren lassen …

Handlung
70%
Spannung
40%
Humor
70%
Satire
80%

Der Gedanke hinter
Karaoke in Pto. Pollença

Udo Kübler | Featured Image | Startseite | Sci-Fi Autor und Storyteller Udo Kübler

Auf die Idee zu dieser Kurzgeschichte wäre ich wohl im Leben nie von selbst gekommen …

Dann aber erreichte mich aus einer Schreibgruppe, in die man mich ‒ ohne mich lange zu fragen ‒ quasi hinterrücks aufgenommen hatte, die Einladung, mich an einer Anthologie zu beteiligen. An einer Sammlung von Kurzgeschichten, die alle nur eine einzige Gemeinsamkeit haben: Sie müssten alle mit dem Satz beginnen »Ich hasse es, wenn der Tag damit beginnt, dass ich eine überfahrene Katze begraben muss.« Darüber hinaus sei jeder frei zu schreiben, was und wie es ihm/ihr gefiele.
Irgendwie fand ich diese Idee sowohl putzig, als auch für mich nicht sonderlich geeignet. Denn auf eine Geschichte über totgefahrene Katzen hatte ich einfach keine Lust. Gleichwohl empfand ich es als Herausforderung, auch innerhalb eines solchen Rahmens eine JOHNATHAN SIMPSON-Kurzgeschichte abzuliefern. …

Signatur | Jonathan Simpson | Udo Kübler

Udo Kübler – Sci-Fi Autor & Storyteller