Wer hätte das gedacht …

»Genauer gesagt, geht es um die Vermarktung von Porridge.«

Porridge | Kurzgeschichte | Jonathan Simpson | Udo Kübler

»Die weltweite Vermarktung von Porridge, versteht sich.«

Mag ja sein, dass die Geltungssucht des damaligen Premiers David Cameron, gepaart mit einer ordentlichen Portion Fehleinschätzung dazu führte, dass das Thema Brexit überhaupt auf den Tisch kam.
Der eigentliche Hintergrund aber war eindeutig Phil Karamanopoulos …!
Was heißt, wer soll denn das sein? Sie glauben doch nicht, dass Ihr Hintergrundwissen eine Rolle spielt, ob Weltgeschichte passiert oder nicht!
Der wahre Grund für den Brexit ist nicht nur Phil Karamanopoulos, sondern sogar Porridge. Da sind sich alle Experten einig…

»Meinen Sie jetzt den Porridge oder den Brexit?«, fragte Jonathan.»Beides natürlich! Immerhin hängt ja auch beides untrennbar miteinander zusammen, oder?«

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»Jonathan Simpson?« Der Kerl, der das fragte, ohne erst einmal eine Begrüßung oder sonst eine Einleitung vorwegzuschicken, hätte durchschnittlicher nicht sein können. Er war durchschnittlich groß, durchschnittlich alt, von durchschnittlicher Erscheinung und maximal durchschnittlich sympathisch. Ganz offensichtlich aber war er Brite.

»Hola, buenos díaz, Señor. Womit kann ich dienen?«, antwortete Jonathan auf Englisch, da er so angesprochen worden war.
»Ich bin auf der Suche nach Jonathan Simpson und man hatte mir gesagt, dass ich ihn hier finden kann.«
Jonathan blickte sich demonstrativ um, zog dann die Augenbrauen hoch und sagte leicht amüsiert: »Da hier außer mir niemand ist und mein Name draußen an der Tür steht, wird es wohl so sein, dass man Ihnen die Wahrheit gesagt hat, und ich der Gesuchte bin. Was also kann ich für Sie tun?«

Es geht um Porridge

»Porridge. Es geht um Porridge, Mister Simpson. Genauer gesagt, geht es um die Vermarktung von Porridge. Die weltweite Vermarktung, versteht sich.«

»Oh, tatsächlich? Sie meinen …?« Das kam jetzt doch etwas überraschend für ihn.

»Ja, es geht tatsächlich um Porridge. Sonst würde ich es ja nicht sagen, oder?« Der durchschnittliche Brite, von dem Jonathan nicht sagen konnte, was ihn als Brite kennzeichnete, außer dem Umstand, dass man es auf den ersten Blick sah, angelte sich mit dem Fuß einen Stuhl und nahm vor Jonathans Schreibtisch Platz. »Und natürlich gehen da bei Ihnen sofort alle Lampen an, stimmt’s?« Ein heftiges Winken mit der rechten Hand unterdrückte Jonathans Antwort schon im Ansatz. »Deshalb bin ich ja auch ohne Umwege zu Ihnen aufgebrochen, verstehen Sie? Ich meine, was soll ich mich denn lange mit irgendwelchen …? Na ja, Sie wissen schon. Die reden im Grunde sowieso nur dummes Zeug und stehlen einem die Zeit. Und am Ende wollen sie dafür meist auch noch bezahlt werden!«

»Nun ja …«, versuchte es Jonathan zögernd, wurde allerdings einmal mehr übergangen.
»Ich meine, es tut mir ja irgendwie schon leid mit dem Brexit, wenn ich das mal so sagen darf. Wenn ich gewusst hätte, dass das so ausgeht …« Er machte eine unbestimmte Geste mit der rechten Hand. »Wer denkt denn aber auch, dass die Leute sich wegen so einer Sache gleich so weit aus dem Fenster …? Sie verstehen, was ich meine?«
»Offen gesagt …«
»Andererseits hat es wenig Sinn, allzu sentimental mit solchen Dingen umzugehen, oder?«
»Sentimental?«
»Oder wie würden Sie es denn nennen?« Er wedelte hektisch mit den Händen. »Ich denke, man kann es ruhig sentimental nennen. Und im Grunde ist dabei ja auch nichts Schlimmes, oder? Ja, gut, ab und an mal etwas sentimental sein, da ist nicht wirklich was dabei, denke ich. Aber in diesem Fall …« Den Rest des Satzes ließ er aufreizend in der Luft stehen.

Porridge oder Brexit?

»Meinen Sie jetzt den Porridge oder den Brexit?«, fragte Jonathan, da ihm dazu gerade nichts Besseres einfiel.
»Beides natürlich! Immerhin hängt ja auch beides untrennbar miteinander zusammen, oder?«
Diese Aussage überraschte Jonathan jetzt doch …

Was dich erwartet ...

Ein Blick darauf, wie Weltgeschichte entsteht

Ein kurzer Blick
hinter die Kulissen

Mal ehrlich, hätte Sie gedacht, dass wir den Brexit am Ende der Idee zu verdanken haben, ein weltweites Porridge-Monopol aufzubauen?

So kann’s aber kommen, wenn man zwei unterschiedliche Dinge in einen Topf wirft. Ich meine, Tzatziki und Porridge …

Handlung
30%
Humor
80%
Satire
90%
Hintersinn
60%

Der Gedanke hinter
Porridge

Udo Kübler | Featured Image | Startseite | Sci-Fi Autor und Storyteller Udo Kübler

Was einmal geht, geht doch
auch ein zweites Mal, oder?

Wenn ein Tzatziki-Monopol den Grexit verhindern konnte, dann müsste doch ein Porridge-Monopol auch den Brexit verhindern können, oder?

Wahrscheinlich werden wir nie erfahren, ob diese Annahme richtig ist oder voll ins Leere läuft. Denn – wie immer, wenn es um die ganz großen Sachen geht – gescheitert ist das Ganze schlicht daran, dass Jonathan Simpson einfach kein Bock auf diese Sache hatte.

Im Prinzip wäre es sogar kein Wunder, wenn Joe Worbis Schuld hätte …

Signatur | Jonathan Simpson | Udo Kübler

Udo Kübler – Sci-Fi Autor & Storyteller