Teil 1 der ANSELMO TRILOGIE
» Ich bin GABRIEL«, sagte der Schwarzblaue. »Und ich werde keine Aggression zulassen.«
Alles beginnt mit diesemmysteriösen Anruf ...
»… schlimme Gefahr für die große unsere Ensaimada …, … Sie uns helfen … Zahlen jeden Preis …!« Dieses Fragment eines interstellaren Anrufs erreicht das HAUS. Das HAUS ist nicht irgendein Haus, in dem man wohnt. isst und schläft, sondern gleichzeitig Jonathan Simpsons Sekretär, Freund und Berater. Es weiß normalerweise so ziemlich alles. Woher aber der Anruf genau kam und wer da angerufen hat und vor allem, was er damit wollte, das kann nicht einmal das HAUS sagen. Klar ist allerdings: die intergalaktische Bäckerinnung war es wahrscheinlich nicht. Und dann war da ja noch dieser Teil „Zahlen jeden Preis“! Also, da muss einem doch am Ende was einfallen, oder?
Jonathan Simpson in seinem ersten Abenteuer, das ihn am Ende sogar bis ins Paradies führt …
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Jonathan Simpson trat ins Freie.
Die Nacht lag in schwerem Indigo über der Stadt. Hätte man sie sehen können, wie sie wirklich aussah, hätte man sie sicher gepriesen, als romantisch, lieblich und wer-weiß-was-alles. Hier aber, in den tiefen Straßenschluchten von Alcúdia, blieb von dem ganzen Indigo nur noch ein stumpfes Schwarz übrig. Und das gab wahrlich niemandem einen Grund zum Schwärmen.
Ein böiger Wind blies wie meistens durch die dürftig erleuchteten Straßenzüge, und Jonathan konnte davon ausgehen, dass außer ihm, ein paar gefühllosen Straßenräubern mit schnellen, scharfen Messern und einigen wenigen hirnverbrannten Touristen auf der Suche nach mallorquinischer Folklore kein Mensch mehr einen Fuß vor die Tür setzte. Ausgenommen die Robots der Guardia Civil. Aber die waren ja auch keine Menschen, sondern Robots. Und auch sie trauten sich nur selten weiter als zwei, drei Straßen von den großen, hell erleuchteten Boulevards weg. Die Gefahr, hinterrücks überfallen und in kürzester Zeit zu einem Haufen gut bezahlter Ersatzteile demontiert zu werden, war einfach zu groß.
Brodelnder Kessel Alcúdia
Nie würde er, Jonathan Simpson, begreifen, was so einen vertrottelten Touristen dazu brachte, seine gut gesicherte Hotelanlage zu verlassen und in den brodelnden Kessel Alcúdias einzutauchen. Die Gerüchte, man könne in gewissen Etablissements illegalen Flamenco erleben oder gar einem Fischer begegnen, der sich aus kaum nachvollziehbaren Gründen der unsicheren Umgebung eines Schiffchens oder gar eines Bootes anvertraute, nur um Fische, Muscheln, Langusten und andere Köstlichkeiten eigenhändig aus dem Meer zu ziehen und für gutes Geld zu verkaufen, entbehrten meist jeder Grundlage.
Man erzählte sich Wunderdinge, um wie viel besser ein von einem Menschen statt von einem Robot-Trailer gefangener Fisch oder Langostino schmeckte. Jonathan hatte es ausprobiert. Die von den Robots waren eindeutig frischer.
Um diese Zeit unterwegs zu sein, ging eigentlich zwar in Ordnung – nicht aber mit dem Ziel, das er hatte. Jonathan schalt sich zum hundertsten Mal einen kompletten Idioten, sich auf eine derart fadenscheinige Sache überhaupt eingelassen zu haben. Und wenn man weiß, dass er gerade einmal zehn Minuten unterwegs war, erkennt man schnell, dass er seit seiner Abfahrt von zu Hause kaum etwas anderes gemacht hatte, als sich einen Idioten zu schelten.
Jonathan auf Autopilot
Zu einem nicht unbedeutenden Teil lag dies natürlich daran, dass er in seinem alten Mercedes praktisch einfach nur ziemlich dumm herumsaß und darauf wartete, endlich am Ziel anzukommen. Denn nachdem er einmal das Ziel eingegeben hatte, sorgte der Autopilot von ganz allein dafür, dass der Mercedes den Weg fand. Dumm daran war, dass die Kartendarstellung des Displays seit einiger Zeit ausgefallen war. So hatte Jonathan zwar das aufgeregt blinkende Symbol seines Wagens vor Augen, unter dem sonst eigentlich die Fahrtroute vorbeigleiten sollte. Da aber eben die Karte nicht da war, glitt auch nichts unter irgendwas hindurch. Und das war ziemlich langweilig.
Nichts Aufregendes zu sehen
Zumal wenn man auch draußen nichts Aufregendes sah. Denn dort war absolut stockfinstere Nacht.
Das schwere Indigo der jungen Nacht war der wattigen Schwärze einer wolkenverhangenen, fortgeschrittenen Nacht gewichen, deren eigentlicher Sinn nur noch darin zu bestehen schien, auf das erste Grauen des Morgens zu warten. Während Jonathan eher darauf wartete, endlich anzukommen. Wo, war ihm eigentlich gar nicht mal so wichtig. Dazu war er einfach zu müde. Denn im Grunde konnte er sich eben nicht dazu hinreißen lassen, die Sache mit dem gebotenen Ernst zu betrachten. Irgendwie wollte das nicht klappen, vor dem Hintergrund der ›großen, unseren Ensaimada‹.
Auf dem Weg zurück zu seinem Wagen war ihm dann erst einmal eher zum Weinen, denn der Regen hatte sich zu einem dichten Gestrüpp aus Wasserbindfäden entwickelt, das nichts und niemandem eine Chance ließ als einfach nass zu werden. Schon nach wenigen Schritten spürte er, wie ihm das Wasser in den hochgeschlagenen Kragen drang. Der Versuch, das Revers seines Trenchcoats mit den Händen zusammenzuhalten, um das Eindringen des Wassers zu verhindern, hatte lediglich zur Folge, dass ihm dieses auch sofort in die Ärmel lief.
Vergeblich versuchte er sich mit der Vorstellung aufzumuntern, dass er bald steinreich sein würde, weil ihn seine neuen Auftraggeber mit Geld überhäufen würden. Aber erstens glaubte er nicht an den Weihnachtsmann, und zweitens war ihm vor dem Hintergrund des unsäglichen Regens aber auch wirklich alles egal. Er wollte bloß so schnell wie möglich zu seinem Mercedes und mit diesem nach Hause kommen. Und so hastete er, leise vor sich hin fluchend, mit einer Hand seinen Hut festhaltend, die andere krampfhaft um das Revers seines Trenchcoats geklammert, auf direktem Weg dorthin, wo er den Mercedes geparkt hatte. Und als plötzlich die Tür eines am Bordstein geparkten Wagens aufschwang, den er in seinem Ärger über dieses unsägliche Wetter gar nicht registriert hatte, da war er derart überrascht, dass er mit voller Wucht in diese hineinlief.
Eine unerwartete Einladung
Nur mit viel Mühe konnte er sich am Rahmen der Tür festhalten und verhindern, dass er auch noch ins tief stehende Wasser fiel, das irgendwie zu träge schien, den Weg zur Kanalisation zu finden. Und bevor er sich recht versah, packten ihn von drinnen zwei kräftige Fäuste und zogen ihn recht heftig auf den Rücksitz des geparkten Wagens. Dort hatte er nicht eine Sekunde Zeit, sich mit der unverhofften Situation zu arrangieren, denn während er noch ziemlich derangiert halb auf, halb vor der Rücksitzbank lag, griff die eine Hand dessen, der ihn in diese Situation gebracht hatte, schnell an ihm vorbei und zog die Tür wieder zu.
Eine unglückliche Situation
Jonathan sah sich in einer Situation, die es ihm ziemlich schwer machte, etwas Sinnvolles zu unternehmen. Und so blieb ihm fürs Erste nur die Möglichkeit, sich in sein Schicksal zu fügen und auf die Zukunft zu hoffen. Spätestens damit aber fühlte er sich auch schon wieder einigermaßen vertraut.
»Was für ein Scheißwetter«, grummelte der pitschnasse Kleiderschrank neben ihm auf dem Rücksitz des Wagens auf Mallorquin. Konnte es sein, dass ihm diese Stimme gar nicht so unbekannt war? »Und was für eine Scheißjob, sich bei so eine Scheißwetter mit eine Arschloch wie dir herumschlagen zu musse, Simpson«, schimpfte er da auch schon in sehr fadenscheinigem Deutsch.
Was dich erwartet ...
Der 1. Teil der ANSELMO TRILOGIE
Ein kurzer Blick
hinter die Kulissen
»Du schaust mal im intergalaktischen Branchenbuch unter ›Retter der Welt‹ nach. Und wer steht da ganz oben? Richtig! Der gute alte Jonathan Simpson. Wer sonst?«
Eine aberwitzige Geschichte. Und erstmals in der Hauptrolle: Jonathan Simpson, der Tausendsassa unter den Protagonisten …
Der Gedanke hinterDie große Ensaimada
—
Kann ein Protagonist ein Eigenleben haben …?
… und wenn ja, wohin führt das?
»Die große Ensaimada« ist der 1. Teil der ANSELMO TRILOGIE, und die steht ganz unter dem Motto ›Autor trifft seinen Protagonisten und diskutiert mit ihm dessen künftiges Erleben.‹ Nichts ist wie wir es kennen. Stattdessen scheint vor allem nichts so zu sein, wie man denken würde. Der Held ist zwar cool und ziemlich tough, stolpert aber meist nicht unbedingt dahin, wohin er eigentlich wollte, sondern von einer unverhofften in die nächste aberwitzige Situation. Und am Ende fragt er seinen Autor, ob der sie eigentlich noch alle beisammen hat …
Udo Kübler – Sci-Fi Autor & Storyteller