Udos Sci-Fi Blog

20210517-blog-antagonisten_02

 – was ich euch noch nicht erzählt habe

Dass Jonathan Simpson mein universaler Protagonist ist, sollte hinlänglich bekannt sein. Wer aber sind all jene Figuren, die ihm begegnen, seinen Weg kreuzen oder sich an seiner Seite tummeln?

Wenn wir mal ganz ehrlich sind, taugt ja der beste Protagonist nichts, wenn er so ganz allein auf weiter Flur steht. Klar, gibt es Beispiele dafür, dass auch das funktionieren kann. Spontan fällt mir da dieser Film mit Tom Hanks ein, in dem er als einziger Überlebender auf einer einsamen Insel strandet und als einzigen Gesprächspartner diesen Wilson-Basketball hat, dem er ein Gesicht aufmalt und ihn »Wilson« nennt. »Cast Away« heißt dieses bemerkenswerte Werk glaube ich, das nicht nur ein weiteres Zeugnis der großen Begabung Tom Hanks‘, sondern auch ein Beleg dafür ist, dass auch Dinge funktionieren, die eigentlich nicht funktionieren können.

Von der Wichtigkeit der Nebenfiguren

Dennoch denke ich, sind Nebenfiguren in Geschichten durchaus wichtig und hilfreich. Denn sie schaffen dem Protagonisten Raum zum Verschnaufen. Und sie tragen dazu bei, dass er sich ins rechte Licht rücken und sich profilieren kann. Vorausgesetzt, sie haben selbst genügend Substanz und Profil, um den Leser bei Laune und bei der Stange zu halten.

Für mich persönlich sind diese Nebenrollen stets eine ganz besondere Herausforderung. Denn ich möchte diese Charaktere so lebendig und interessant wie möglich gestalten. Bin ich doch ein geradezu Besessener, was gute Nebenfiguren angeht.

Reale Vorbilder für Figuren

Und so nimmt es sicher nicht Wunder, dass viele meiner Nebenfiguren reale Vorbilder haben. Manche ausschließlich, was ihre äußere Erscheinung angeht. Andere mehr bezüglich ihres Wesens. Manchmal sind es Marotten von realen Vorbildern, die ich in Nebenfiguren einbaue. Und manchmal übernehme ich fast das gesamte Vorbild und ändere nur den Namen.

Blogpost Antagonisten

Dabei muss man natürlich sehr aufpassen, dass man nicht die Persönlichkeitsrechte eines Menschen verletzt. Denn nicht jeder findet es lustig, wenn andere über ihre Eigensinnigkeiten und Marotten schmunzeln oder gar lachen. Deshalb achte ich schon sehr darauf, dass man die reale Person nicht mit meiner Figur in Verbindung bringt.

In Ausnahmefällen allerdings verwende ich auch reale Personen mit Klarname und beschreibe sie so, wie sie sich mir erschließen. In diesen Fällen aber nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des realen Vorbilds. So geschehen mit Peter Caprano (St.Peter’s Callin‘) und Joe Worbis (Tzatziki). Beide sind Kollegen und mir über Jahre hinweg als Freunde und Gesprächspartner in zahllosen Threads auf Facebook wohlbekannt. Dass sie den notwenigen Humor mitbringen und die Größe haben würden, sich von mir an die Seite meines unberechenbaren Jonathan Simpson stellen zu lassen, war abzusehen. Dennoch kann ich mich nur immer wieder bei ihnen bedanken, für die Großzügigkeit, es dann auch wirklich zu erlauben und den Spaß mitzumachen!

Meist aber nehme ich mir Menschen zum Vorbild für Nebenfiguren, die mich eher durch bestimmte Eigenschaften der Physiognomie oder ihres Habitus dazu inspirieren sie einzubauen.

Eine Inspiration schlendert vorbei

So erinnere ich mich daran, eines schönen Tages vor einer Bar im Zentrum Alcúdias einen Kaffee getrunken zu haben, als eine spanische Familie vorbeischlenderte, zu der auch ein sehr bemerkenswertes Mädchen gehörte. Sie hatte ein besonders fein gezeichnetes Gesicht, das von einer strengen Ernsthaftigkeit geprägt war. Wobei es speziell ihr Mund war, der mich sofort faszinierte.

Ich habe diesem unschuldigen Ding die Rolle des jungen Mädchens gegeben, das im 3. Teil der ANSELMO TRILOGIEDas fehlende Stück‹ Jonathan Simpson und Hermes Anselmo in dieser einsamen Bar in Colonia San Pere bedient. Und deren gesamtes Leben in großen Sprüngen vor Jonathans geistigem Auge vorbeizieht. Als Beispiel dafür, wie ungerecht und erbarmungslos das Leben doch sein kann.

Diese Sequenz ist für mich selbst eine der ergreifendsten und philosophischsten, die ich bisher geschrieben habe. Und sie kam mir seinerzeit so überraschend und spontan, wie das bei meinem Schreibstil eben immer wieder passiert. Ich bin diesem Mädchen – das von all dem nichts weiß – zutiefst dankbar, dass ich mir ihr Vorbild seinerzeit habe einprägen dürfen. Denn genau diese strenge Ernsthaftigkeit, die ich in ihrem Gesicht zu erkennen glaubte, ist unabdingbare Voraussetzung, um die literarische Figur zum Leben erwecken zu können.

Ähnlich erging es mir später mit der Figur einer Inca-Prinzessin. Diese allerdings spielt in einem Manuskript, das schon lange unvollendet bei mir in der Schublade schlummert und darauf wartet, endlich vollendet zu werden. Verdient hat es diese Geschichte allemal. Leider aber ist noch immer die Zeit mein schlimmster Feind …

Ein berühmtes Vorbild für eine Figur

Ist denn eigentlich schon mal jemand aufgefallen, dass die Figur des David Edison verdammt viel von einem Schauspieler namens Bruce Willis hat? Und zwar speziell von dem jungen Bruce Willis, der vor Urzeiten in einer Fernsehserie namens »Das Model und der Schnüffler« spielte. Daraus habe ich mir auch die Figur des Manfred Viola zu adaptieren erlaubt, der in ›Das fehlende Stück‹ so herzzerreißend chaotisch durch den Plot geistert, dass einem mitunter wirklich die Luft wegbleiben möchte …

Und logischerweise sind auch die Figuren des Pere Moll sen. und des Pere Moll jun. keine frei erfundenen Charaktere. Hier aber verbietet es das Persönlichkeitsrecht der realen Vorbilder auch nur ein wenig an der Maske und der Verkleidung zu zutzeln. Ich denke, wer sie einmal in Aktion erlebt hat (Die große Ensaimada), versteht warum.

Wie auch immer, ich lege jede einzelne dieser Figuren Ihnen, geneigte/r Leser/in, sehr ans Herz. Lesen Sie sie sorgfältig und mit viel Bereitschaft zur Zuneigung. Denn seien Sie sich gewiss, dass ich sie alle mit großer Sorgfalt und Liebe geschrieben habe und für immer in meinem Herzen tragen werde …

Herzlichst Ihr
Udo Kübler

Leave a Reply