Udos Sci-Fi Blog

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Während meiner Arbeit an ›Die Mission‹ Teil 2, einer epischen Saga über das Schicksal des bekannten Universums, wurde mir mal wieder bewusst, dass mein bevorzugter Schreibstil des DIRECT STORYTELLING allein schon für den Autor eine ziemliche Herausforderung darstellt. Für den Leser gilt aber eigentlich dasselbe.

Für den Autor stellt es eine sicherlich nachvollziehbare Herausforderung dar, ohne Plot oder wenigstens ein paar Stichpunkten an die Arbeit zu gehen und die Geschichte stets aus dem Moment heraus zu entwickeln. Da braucht es schon ein gewisses Maß an Selbstvertrauen, daran zu glauben, dass einem zum gegebenen Zeitpunkt auch immer etwas Sinnvolles einfällt.

Wer allerdings glaubt, dieser Schreibstil sei von mir aus einer gewissen sportlichen Haltung heraus kreiert worden, weil ich sozusagen die Herausforderung liebe, dem sei versichert, dass dem nicht so ist.

Schreiben gegen den Stress …

Ursprünglich diente das Schreiben für mich vor allem der Entspannung vom Stress des harten Alltags eines Inhabers und Chefs einer Werbeagentur, die seinerzeit noch im Aufbau begriffen war. Geschrieben habe ich hauptsächlich spätabends und nachts zwischen 22h und 2h. Dass das tatsächlich etwas mit Entspannung zu tun hatte, mag manchem nicht sehr glaubhaft erscheinen. Dennoch war es so. Denn während des Schreibens konnte ich meiner Fantasie freien Lauf lassen – ohne die Zwänge fester Vorgaben, die es einzuhalten galt.

Selbstredend schrieb ich nicht täglich, sondern eher sporadisch. Sehr sporadisch, um genau zu sein. Mitunter lagen zwischen zwei Schreibsessions nicht nur Tage, Wochen oder Monate, sondern sogar ein Jahr oder länger. Das hätte mit dem klassischen Konzept einer geplotteten Story unmöglich klappen können.

Nun ja, es gibt sicherlich auch Leser meiner auf diese Art entstandenen ANSELMO TRILOGIE, die der Meinung sind, es habe auf die geschilderte Weise nicht geklappt. Aber dazu kommen wir später.

Header – Direct-Story-Telling | Udo Kübler

Wenn man zwischen zwei Schreibsessions große bis sehr große Zeitabstände hat, ist es praktisch unmöglich, ein komplexes Konstrukt mit mehreren Erzählsträngen anzustreben. Dabei muss man ja stets feste Ziele im Auge haben – und behalten –, an denen sich die Handlungsstränge treffen oder wenigstens kreuzen. Deshalb entschied ich mich dafür, ›mit der Kamera‹ stets ausschließlich beim Protagonisten zu bleiben. Auf diese Weise konnte ich selbst nach einer sehr langen Schreibpause nahtlos da weitermachen, wo ich zuletzt aufgehört hatte. Das funktionierte tatsächlich so gut, dass ich die Nahtstellen später selber nie mehr gefunden habe.

Allerdings musste ich hin und wieder meinen Protagonisten Listen erstellen lassen, die es mir ermöglichten, schnell und unkompliziert festzustellen, wo sich meine Erzählung gerade befand, was das Ziel meines Protagonisten gewesen war, was ihm vielleicht aufgefallen oder seltsam vorgekommen war und was seine Schlussfolgerungen daraus waren. Dann konnte es weitergehen. (s. ›Die große Ensaimada‹ / Teil 1 der ANSELMO-TRILOGIE)

Den geneigten Leser stellt eine solche Schreibe durchaus ebenfalls vor Herausforderungen. Denn seine Lesegewohnheiten werden hier so gut wie gar nicht berücksichtigt.

Das liegt nicht nur daran, dass ihm das komplexe Konstrukt mit diversen Seitensträngen fehlt. Was viel stärker ins Gewicht fällt, ist der Umstand, dass oftmals Ungereimtheiten – die in komplexen Konstrukten gern hingenommen werden, weil man dabei immer auf die Auflösung gespannt sein darf – oft verdammt lang ungereimt bleiben und sich mitunter überhaupt nicht auflösen.

Dass dies im normalen Leben auch so ist, hilft dem Leser dabei wenig. Denn sein normales Leben muss er ja leben. Ob er will oder nicht. Hier aber geht es um die Geschichte in einem Buch. Da möchte man bitteschön auch gern ALLES wissen. Für was hat man denn schließlich bezahlt?

Ich gebe zu, das ist echt hart, …

… wenn man an einer meiner Geschichten hängt und sich immer wieder fragt, ob das denn nun gerade eine Ungereimtheit ist oder eine Spur, auf deren Auflösung man echt gespannt sein darf…

Eine weitere Herausforderung an den Leser ist der nicht zu leugnende Umstand, dass jede Story einen gewissen Anlauf braucht, bis sie so richtig in Fahrt kommt. Das liegt daran, dass der Autor zwar von Beginn an eine ungefähre Vorstellung davon hat, wohin sich die Sache entwickeln wird. Aber eben nur eine ungefähre. Und sobald ihm klar wird, wohin die Reise unweigerlich zu gehen hat, nimmt die Geschichte Fahrt auf und entwickelt sich ziemlich prächtig.

In dieser Beziehung haben mir meine Kurzgeschichten sehr geholfen, deutlich schneller zum Punkt zu kommen. Und natürlich hilft vor allem, wenn man in möglichst kurzen Abständen und kontinuierlich schreiben kann…

Und so möchte ich sowohl mir als Autor als auch dem geneigten Leser zurufen »Haltet aus! Es wird besser werden!« Denn bald werde ich mich dem Schreiben wesentlich mehr widmen können als bisher.

Vorerst werde ich zwar meinem DIRECT STORYTELLING treu bleiben. Vor allem was meine Serie ›Die Mission‹ betrifft, die mit ›KAMPFENGEL‹ ihren Start hatte und an deren 2. Teil ich gerade schreibe. Aber zwischendrin werde ich wohl mal etwas einstreuen, wie ›Die Dekade der Androidin‹. Eine tolle Story mit diversen Seitensträngen…

Warten wir es ab. Ich jedenfalls freue mich schon wie Bolle auf das kontinuierlich Schreiben. Und natürlich hoffe ich sehr darauf, dass mir eine geneigte Leserschaft bis dahin weiterhin die Treue hält…

Herzlichst Ihr

Udo Kübler

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