KAMPFENGEL bricht mit einigen sehr signifikanten Regeln, die ich um meinen Protagonisten JONATHAN SIMPSON installiert hatte. So spielt die Handlung weder auf Mallorca, noch gibt es einen erkennbaren Bezug der Handlung zu Mallorca. Stattdessen folgt die Handlung einer klassischen SPACE OPERA.
Allerdings folgt – zumindest zu Beginn – JONATHAN SIMPSON dem für ihn typischen Charakter eines Antihelden, mit deutlichem Hang zum Loser. Wir erkennen sein Talent in jedes Fettnäpfchen zu treten, meist von allen Beteiligten am schlechtesten informiert zu sein und Probleme geradezu anzuziehen. Dummerweise aber bringt ja bereits Meredith de Falcone y Quastel im allerersten Satz des 1. Kapitels den Begriff des Helden ins Spiel. Ein Umstand, der mich umgehend in Zugzwang bringt …
Ich muss an dieser Stelle einmal mehr darauf verweisen, dass ich im DIRECT STORYTELLING schreibe. Das bedeutet, die Ideen entstehen eben im Kopf und gehen direkt in die Tastatur. Und was da mal geschrieben wurde, das wird auch nicht zurückgenommen. So sind nun mal die Regeln, die ich selbst für meine Schreibereien aufgestellt habe. Das gilt für KAMPFENGEL wie für alle meine anderen Werke.
Immer wieder lese ich in Blogs von Kolleg.Innen, dass sie verwundert feststellen, dass ihr Protagonist.In sich sträubt, sich so zu verhalten, wie das ursprünglich vorgesehen war. Und meist wird dann davon berichtet, dass man sich als Autor dann eben doch durchgesetzt hätte – manchmal gegen erbitterten Widerstand des entsprechenden Charakters …
Innerhalb meines Schreibstils gibt es eine derart despotische Verhaltensweise des Autors nicht.
Mag sein, dass das in meinem Lebenslauf begründet ist. Ich war mein Leben lang mein eigener Herr – um es mal beschönigend auszudrücken. Allzu oft wäre ich sehr gern bei jemandem angestellt gewesen, der bereit gewesen wäre mir am Monatsende eine attraktive Summe aufs Bankkonto zu überweisen. Gleichzeitig aber hätte ich natürlich schon weiterhin auch gern die Dinge gemacht, die mich nun mal am meisten interessierten. Beides hat aber leider nie zusammen gepasst …
Dann eben doch lieber auf eigenes Risiko.
Dabei lernt man aber sehr schnell, dass die Dinge meist nicht so passieren, wie es einem am besten passen würde, sondern so wie es die Umstände und die beteiligten Personen eben bewirken. Wobei der Herr Zufall stets für eine Überraschung gut ist.
Wenn man damit im echten Leben klarkommt, schafft man das beim Erzählen auch. Hab ich mir zumindest damals gesagt, als ich anfing Geschichten zu schreiben. Und ich gebe gerne zu, dass mich diese Konsequenz manchmal schon arg ins Schwitzen brachte und dafür sorgte, dass auch dem Leser viel Zuneigung abverlangt wurde. Heute aber glaube ich, dass ich mit dieser Technik so weit vertraut geworden bin, dass man das Resultat meines Schreibens durchaus gerne und leicht liest.
Daher: als der Falcone im KAMPFENGEL zu Beginn der ganzen Saga in seiner geschwollenen Art (auch das kam von ihm selbst, nicht etwa von mir! Ehrlich!) anfing von einem Helden zu fabulieren, hab ich mich zwar gewundert was das soll, habe es aber geschehen lassen.
Mit der Konsequenz, dass ich an irgendeiner Stelle der Geschichte dieses Helden-Thema auch einmal konkret angehen und zu einem überzeugenden Ergebnis führen musste …
Demnächst mehr darüber.
Herzlichst Ihr
Udo Kübler